Aufzug
defekt
Ein Haus - Zwölf Bewohner - Hundertvierundvierzig Fassaden! Etwas ausgefallen ist der soziale Kosmos in dem tristen
Vororts-Mietshaus vielleicht, aber vorkommen könnte er durchaus: Die
schizophrene WG-Bewohnerin Mona Lutz, die fliegen lernen will, der
bärige Abwart, der gerne mit der Modelleisenbahn in der Mansarde spielt,
dessen Gehilfin, die schlecht wischt und den Container nie leert, bis
die Nachbarn reklamieren, die gutmütige mit der Grabpflege ihrer
Verflossenen beschäftigte Marie, der widerliche Zuhälter, der noch bei
seiner silikonbewehrten Mutter wohnt, die mürrische Deutsche, die
dauernd raucht, die kaugummikauende und alle anschnoddernde Halbstarke,
die lebhafte Süditalienerin, die von üppigen Dolci träumt und träumen
lässt und die Basler Industriellengeschiedene, welche ihre Langeweile
mit Chrälleli-Basteleien füllt und schliesslich die aus Berlin
zugezogene, welche mit ihrem Projekt, im Innenhof Schrottskulpturen zu
schweissen, nicht überall auf Gegenliebe stösst.
Eine eingeschworene Gemeinschaft, in welcher die Koalitionen
längst geschmiedet, die Rituale eingespielt und Sympathien und Hass
verteilt sind. Ist es die Naivität der Neuen, welche die bewährten
Spielregeln langsam durcheinanderbringt, oder ist es schlicht der
defekte Aufzug, so dass sich die Leute wieder begegnen, die sich so
lange erfolgreich aus dem Weg gegangen sind? Der Zwölfte im Bunde, ein
shakespeare'scher Geist, ein Puck, schwirrt zwischen all diesen
Kreaturen hindurch, zupft mal hier, neckt mal dort und trägt das Seine
dazu bei, dass die Fassaden zu wanken beginnen. Träume werden
offengelegt, Träume von Glanz und Glamour, von Abenteuerreisen und
Fluchten, von Liebe und Hoffnung. Aber auch die Schatten fallen mit
zunehmender Deutlichkeit hinter den Bewohnern. Ist die Modelleisenbahn
wirklich das einzige Hobby, welches der Abwart betreibt? Wie genau hat
die gutmütige Marie ihre Männer verloren? Die Seelen sind ein Berg Müll
vor dem Haus, den keiner wegräumt, jeder hat noch einen Keller gemietet,
und im Keller hat er...
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