Federicos letzte Reise |

|
Ich habe Lust, Liebe zu machen. Hätte ich Lust, Liebe zu machen, wenn ich tot wäre?
Verzweifelt versucht sich der Cellist M auf seiner seltsamen Reise
mit dieser Frage zu beweisen, dass er lebt. Der Heimflug von einer
anstrengenden Tournee muss durch eine Notlandung mitten in einer Stadt
unterbrochen werden. Im Schneegestöber geht es mit Hundeschlitten in ein
einsames Grandhotel mitten in einer unwegsamen Gegend, wo er trotz
allgemeinem Stromausfall bereits erwartet wird. Er wird zu einem
Gala-Diner bei Kerzenlicht geführt. Längst verstorbene Bekannte tauchen
aus dem Nichts auf. Eine orientalische Tänzerin gebiert mitten in ihrer
Nummer ein Kind. Als der Strom wieder einsetzt, erfährt er im Fernsehen,
dass sein Flugzeug abgestürzt ist.
Es ist zwecklos, Gepäck mitzunehmen. Lassen Sie Ihren Koffer an der Gepäckaufbewahrung! |
Eine schwere Krankheit veranlasste Fellini, das Projekt einer
filmischen Reise zwischen Leben und Tod sterben zu lassen, um selber
weiterleben zu können. Zu schwer war es von persönlichen Erfahrungen
belastet worden. Zahlreiche Stücke des Projekts, dieser Reise, wurden
jedoch in anderen Filmen verwendet und leben dort weiter.
Etwas, das nicht ersonnen wurde, um realisiert zu werden, sondern um mir die Fähigkeit zu geben, anderes zu verwirklichen.
|
 |
Den umgekehrten Weg geht "Stückwerk": Die Theatergruppe begibt sich
auf Spurensuche und versucht, die in verschiedenen Filmen gleich den
Wrackteilen eines abgestürzten Flugzeugs verstreuten Stücke der
Geschichte wieder zu finden und zusammenzusetzen. Taxifahrer und Tunten,
Nonnen und Nutten, androgyne Jünglinge, Mannweiber, Portiere,
Riesinnen, Uniformierte und Priester – begleitet von Filmausschnitten
und der Band SilentFish, welche Nino Rotas Filmmusik interpretiert,
versammelt sich das gesamte Personal aus Fellinis Filmen zu
fantastischen Begegnungen zwischen Diesseits und Jenseits. Dass Fellini
immer wieder so genau und liebevoll die Abgründe der menschlichen Seele
zu zeichnen vermochte, erstaunt nicht anhand der eingestreuten
Ausschnitte von Briefen an den Regisseur, die wegen ihrer naiven
Direktheit und Skurrilität erschaudern lassen.
|
Sieben sind die besten Brocken
Feigen, Pfirsich, Artischocken
Ziegenauge ausgebacken
einen Knabenhintern knacken
die rote Grütze einer Möse
und der Käs aus Maccarese.
|
|
Mittendrin in diesem Bilderbogen taumelt der Protagonist und
versucht verzweifelt, weiterzukommen. Aber Züge fahren keine mehr, der
Flughafen ist immer noch im Bau und er versteht die Antworten der
Hostessen nicht, die er um Hilfe bittet. Er versucht, seine Frau
anzurufen, aber die Nummer ist nicht mehr gültig.
Wovor fürchtest du dich? Hast du nicht kapiert, dass du nicht
mehr sterben kannst? Immerzu hat man Angst, im Zug, im Flugzeug, vor
Krankheiten, vor Krebs, vor Unfällen, nachts vor der Dunkelheit. Das ist
jetzt vorbei!
Entstanden ist eine irrwitzige Reise durch bekannte und unbekannte
Welten, in denen alles so ist, wie es nicht ist. Ein fellineskes
Feuerwerk auf einem bunten Teppich wollüstiger und schmerzhafter Ein-
und Ausfälle. Sich zwischen die üppig wogenden vollreifen Früchte einer
Belladonna zu werfen und toll zu werden - Lust und Ersticken zugleich.
Weißt du, was wir suchen? Einen Augenblick in deinem Leben,
einen Augenblick, in dem du ganz unverfälscht und spontan du selbst
warst.
|
|
|
Regie: |
Martin Gallati |
Regieassistenz: |
Martin Looser |
Konzept: |
Martin Gallati, Martin Looser |
Mit:
|
Marianne Aegerter, Cathy Depierraz,
Stephan Gasser, Claudia Hänni, Wara Kocher, Corinne Maurer, Katharina
Müller, Marianna Richli, Elisabeth Schneeberger, Anne-Marie Schweizer,
Roger Sidler, Michel Tobler, Elisabeth Zahnd |
Musik: |
SilentFish
Barni Kohli, keys
Bede Jundt, cl, s
Cemal Ardic, perc
Ricci Aebi, b
Pesce Schmid, dr
|
 |
Sprecher: |
Gergely Kispal |
Multimedia: |
Bild
Kate Burgener in Zusammenarbeit mit
Carina Bandelier, Cristina Bonafini, Elif Demirtok, Chantal Hasler,
Silvana Huber, Anna Knobel, Janine Köhli, Marianne Wüthrich
Tonaufnahmen
Bernhard Kohli
Licht
Ricardo Aebi
|
Bewegungssupervision: |
Félix Duméril |
Beleuchtung: |
Barbara Wieser |
Bühnentechnik: |
George Steinmann |
Grafische Gestaltung: |
Corina Schulthess, Anne-Marie Schweizer |
|
|
|
|